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 Betreff des Beitrags: Anhedonie?!
BeitragVerfasst: Do 13. Aug 2009, 10:14 
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Meister der Worte

Registriert: Mo 15. Dez 2008, 10:43
Beiträge: 823
Ich lese gerade einen Roman und bin über eine Stelle gestolpert, die mich - nach allem was ich hier so gelesen habe - an einige von euch erinnert hat. Ich bin dem Thema jetzt noch nicht weiter nachgegangen und habe das Wort auch nicht gegoogelt, aber ich schreib euch mal die Stelle ab:

Es war erst ein Jahr her, seit Haydn sich als das kannte, was er war, und das verdankte er einem Aufsatz in einer Zeitschrift. Die Überschrift lautete "Das Wesen der Freudlosigkeit". Darin wurde eine Störung beschrieben, die der Verfasser "Anhedonie" nannte. Dabei handelte es sich nicht um Depression, sondern schlicht um die Unfähigkeit, sich zu freuen, glücklich zu sein, zu genießen. Es wurde da behauptet, dem typischen "Anhedonisten" fehle "der Sinn für das Vergügen". Weder genieße er Essen und Trinken noch den Geschlechtsverkehr, die Kunst oder einen schönen Frühlingsmorgen. Er funktioniere soweit normal, doch seinem Leben fehle alle Würze, nichts könne ihn in Entzückung versetzten.
Diese, man könne geradezu sagen, Stumpfheit, rühre von einem seelischen Trauma her (etwa dem Verlaust eines geliebten Menschen) oder von einem chemischen Ungleichgewicht im Hippokampus oder von einer ererbten Anlage. Haydn war gleich davon überzeugt, dass letzteres auf ihn zutreffe. Seine Eltern waren schweigsam und mürrisch gewesen, er konnte sich nicht erinnern, dass bei ihm daheim, als er Kind war, gelacht wurde oder Fröhlichkeit herrschte. Er war jetzt 42 Jahre alt und unverheiratet, aber keinesfalls ungesellig, nur bedeutete im Geselligkeit, in welcher Form auch immer, nicht das mindeste, gerade das also, was, soweit er sehen konnte, allen anderen das größte Vergnügen bereitete. Auch sein Arbeit, die ja über Erwarten einträglich war, machte ihm eigentlich keine Freude.
...


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 Betreff des Beitrags:
Verfasst: Do 13. Aug 2009, 10:14 


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 Betreff des Beitrags: Re: Anhedonie?!
BeitragVerfasst: Do 13. Aug 2009, 17:57 
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Komisch, neulich erst hat mich ne ehemalige Mitschülerin gefragt, ob ich mich überhaupt freuen könne. Dabei kann ich das durchaus, aber ich kann es vllt. nicht so zeigen. Außerdem gab's in der Schule wohl auch nicht so viele anlässe, sich zu freuen. Aber ich war schon schockiert, dass ich so wahrgenommen wurde.

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Die größte Entscheidung Deines Lebens liegt darin, daß Du Dein Leben ändern kannst, indem Du Deine Geisteshaltung änderst.
- Albert Schweitzer


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 Betreff des Beitrags: Re: Anhedonie?!
BeitragVerfasst: Do 13. Aug 2009, 18:22 
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Meister der Worte

Registriert: Mo 15. Dez 2008, 17:43
Beiträge: 692
Davon habe ich noch nie gelesen, aber sehr interessant, das Gegenstück zum Hedonist, der Anhedonist.
Ich bin mir nicht sicher ob das ein wenig auf mich zutrifft, ich habe wirklich Schwierigkeiten, Dinge zu nennen, die mich erfreuen, aber absolute Freudlosigkeit würde ich mir nicht bescheinigen.
Das mit der Frage, ob man sich überhaupt freuen könne, kenne ich auch.


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 Betreff des Beitrags: Re: Anhedonie?!
BeitragVerfasst: Do 13. Aug 2009, 18:27 
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davon gibt es sicher auch abstufungen.

Bei Menschen mit Anhedonie ist die Empfindung von Freude , Lust oder Vergnügen eingeschränkt oder aufgehoben. Der Betroffene ist unfähig, Befriedigung zu empfinden.

das hab ich mit google gefunden.

_________________
ein "wir gefühl" verbinde uns so sagt man mir allein glaube ich es nicht.

Erlerne die Sprache der Verschwiegenen und gebe ihnen eine Stimme.
http://www.loveshy.de


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 Betreff des Beitrags: Re: Anhedonie?!
BeitragVerfasst: Do 13. Aug 2009, 18:41 
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Meister der Worte

Registriert: Mo 15. Dez 2008, 17:43
Beiträge: 692
Nord hat geschrieben:
Der Betroffene ist unfähig, Befriedigung zu empfinden.

Es stimmt, dass ich nie zufrieden bin.


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 Betreff des Beitrags: Re: Anhedonie?!
BeitragVerfasst: Fr 14. Aug 2009, 12:55 
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Beiträge: 197
Ich fühle mich durch den Text sehr angesprochen. :|

_________________
WUFF WUFF


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 Betreff des Beitrags: Re: Anhedonie?!
BeitragVerfasst: Mi 18. Nov 2009, 14:50 
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Meister der Worte

Registriert: Mo 31. Aug 2009, 07:58
Beiträge: 829
vancy hat geschrieben:
Dabei handelte es sich nicht um Depression, sondern schlicht um die Unfähigkeit, sich zu freuen, glücklich zu sein, zu genießen. Es wurde da behauptet, dem typischen "Anhedonisten" fehle "der Sinn für das Vergügen". Weder genieße er Essen und Trinken noch den Geschlechtsverkehr, die Kunst oder einen schönen Frühlingsmorgen. Er funktioniere soweit normal, doch seinem Leben fehle alle Würze, nichts könne ihn in Entzückung versetzten.
Diese, man könne geradezu sagen, Stumpfheit, rühre von einem seelischen Trauma her (etwa dem Verlaust eines geliebten Menschen) oder von einem chemischen Ungleichgewicht im Hippokampus oder von einer ererbten Anlage. ...


Wird manchmal in soziale Anhedonie (z.B. den Verlust der Freude, mit Freunden zusammen zu sein) und physische Anhedonie (z.B. den Verlust der Freude an der Beobachtung der Schönheit der Natur) eingeteilt.

Man kann Anhedonie auch als eine Variante der Alexithymie betrachten, in der nur die positiven Gefühle und Stimmungen betroffen sind.

Das es erblich sein kann habe ich noch nie gehört.


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 Betreff des Beitrags: Re: Anhedonie?!
BeitragVerfasst: Do 19. Nov 2009, 10:09 
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Meister der Worte

Registriert: Mo 15. Dez 2008, 10:43
Beiträge: 823
Ich habe keine Ahnung davon, aber warum sollte es nicht erblich sein?!
Fast alle Persönlichkeitsanlagen sind vererbar: Depression, Alkoholismus...


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 Betreff des Beitrags: Re: Anhedonie?!
BeitragVerfasst: Do 19. Nov 2009, 12:35 
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Meister der Worte

Registriert: Mo 31. Aug 2009, 07:58
Beiträge: 829
Ich dachte du wüsstest darüber vielleicht mehr, denn mich hätte interessiert ob es mittlerweile als "eigenständige Erkrankung" gilt oder wie bisher als Symptom bei vielen psychischen Störungen.


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