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Was aus mir wurde...
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Autor:  Jörg [ Do 23. Jul 2009, 09:13 ]
Betreff des Beitrags:  Was aus mir wurde...

Was aus mir wurde...

Hi, einige werden mich (Jörg, jetzt 43 Jahre, aus Hamburg) wohl noch kennen, ich war bis zum Herbst letzten Jahres relativ häufig in dem anderen Forum aktiv...

Ich mache ja seit dem letzten Jahr eine Gruppen-Psychotherapie, um meinem Problem auf diese Weise zu Leibe zu rücken. Für die Selbsterkenntnis, Selbstreflexion und auch manche Verhaltensweisen hat mit die Therapie einiges gebracht, auch das Feedback der Mitpatienten, die mir auf mannigfache Weise den Kopf gewaschen haben, war so schlecht nicht.
Nichtsdestotrotz, habe ich weiter versucht, übers Internet die Frau fürs Leben zu finden, was aber (wie sonst?) nicht klappte, waren alle ganz nett, aber zu mehr kam es nie. Hatte dann noch einen ONS im November, und das wars dann.

Und dann kam die letzte Gruppensitzung des Jahres 2008.

Eine Mitpatientin fragte mich, als wir nach der Sitzung noch in einer Kneipe sassen, ob ich mir denn sicher sei, wirklich heterosexuell zu sein, was ich mit einem entschiedenen JA! beantwortete. (Übrigens wurde mir die selbe Frage auch im Vorgespräch von meinem Therapeuten gestellt, die Antwort war die selbe...)

Nun hatte ich aber über Weihnachten, das ich mit meinen Eltern zusammen bei meiner Schwester in Frankreich verbrachte, genug Zeit, darüber mal nachzudenken, und so fielen mir einige Vorkommnisse ein, die mich daran zweifeln liessen, das ich wirklich 100%ig hetero bin. So kam es vor einigen Jahren mal vor, dass unser Azubi, vom Hobby Bodybuilder, in einem recht engen T-Shirt zur Arbeit kam und ich nur merkte, wenn du den weiter so ansiehst, fällts auf...Ich also zurück in mein (Einzel-)Büro, irritiert gewesen und dann verdrängt und vergessen. Und solche Vorkomnissse kamen in der Vergangenheit häufiger vor. So dämmerte mir dann, das ich zumindest Bi bin, jedoch war ich überzeugt, dass der Hetero-Anteil den Homo-Anteil überwog. Nachdem ich mich dazu auch noch bei Freunden ausreden konnte, meinte ich dann, damit leben zu können, und machte weiter wie bisher.
Vor einem guten Monat, ich kam gerade aus dem Urlaub zurück, hats mich dann voll erwischt. Ich hatte den grossen Wunsch, mein „passives“ Wissen über die eigene Bisexualität ins praktische umzusetzen, sprich: Sex mit einem Mann zu haben (dieser Gedanke hatte mich übrigens nie wirklich abgestossen). Das hatte mich auf eine schlimme Emotionale Achterbahnfahrt geschickt.

In der Therapie wurde mir durch meinen Therapeuten und auch durch einen Mitpatienten geraten, mich mal im Magnus-Hirschfeld-Centrum (einem Zentrum für Schwule und Lesben in Hamburg) beraten zu lassen. Dieses habe ich am Montag getan, jedoch passte der Zeitpunkt nicht so richtig, da an dem Tag dort Team-Sitzung war und ich keinen Termin hatte. So reichte es nur für ein kurzes Gespräch. Und das war der Hammer: Der Mann, mit dem ich das Gespräch hatte, war ein Typ á la George Clooney, und hörbar schwul. Es dauerte jedoch nur wenige Minuten, da schoss mir nur ein Gedanke durch den Kopf:

Scheisse, Jörg, du bist ja schwuler, als du dir es bisher zugestehen wolltest...

Übrigens: Ich selber habe keine Probleme mit Schwulen und auch keine Berührungsängste, aber es ist ein riesen Unterschied, wenn dir so peu a peu klar wird, das du nun selber dazugehörst (bzw. seit 25 Jahren, denn schwul ist man oder nicht, aber man wird es nicht). Ich jedenfalls weiss, dass ich von Anfang an zumindest Bi bin, und vielleicht werde ich irgendwann mal sagen: Ich bin schwul, und das ist auch gut so...

Und mein gesamter Freundeskreis hat damit auch keine Probleme, eine Freundin hat mir sogar mal gesagt, wenn du dann irgendwann mal mit einem anderen Mann ankommst, ist doch egal, hauptsache, du bist glücklich und hast deine Erfüllung gefunden, wir bleiben deine Freunde!

Und so befinde ich mich auf u.U. auf meiner eigenen Coming-out Tour...

Autor:  Anzeige [ Do 23. Jul 2009, 09:13 ]
Betreff des Beitrags: 


Autor:  Gregor [ Do 23. Jul 2009, 20:59 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Was aus mir wurde...

http://www.youtube.com/watch?v=bsq68XQTnv0

Interessanter Beitrag Jörg.

Vllt. schreibe ich spädeter mehr dazu... vorab eins: Die meisten Frauen haben null Ahnung davon (Gespühr dafür), ob man(n) schwul ist oder ned. Das Gaydar funzt nur beim eigenen Geschlecht. Sie spüren lediglich, dass man nicht so leicht manipulierbar ist, wie 99% der Dreibeiner... Soviel zu der Dame aus deiner Gruppen-Psych-Thera.

Autor:  Gregor [ So 9. Aug 2009, 16:50 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Was aus mir wurde...

Jörg hat geschrieben:
In der Therapie wurde mir durch meinen Therapeuten und auch durch einen Mitpatienten geraten, mich mal im Magnus-Hirschfeld-Centrum (einem Zentrum für Schwule und Lesben in Hamburg) beraten zu lassen. Dieses habe ich am Montag getan, jedoch passte der Zeitpunkt nicht so richtig, da an dem Tag dort Team-Sitzung war und ich keinen Termin hatte. So reichte es nur für ein kurzes Gespräch. Und das war der Hammer: Der Mann, mit dem ich das Gespräch hatte, war ein Typ á la George Clooney, und hörbar schwul.


warst du inzwischen nochmal dort?
was bespricht man(n) denn mit Boy-George im Creutzfeld-Jakob-Institut? :P

Autor:  vancy [ Fr 14. Aug 2009, 18:07 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Was aus mir wurde...

Also ich bin (denke ich) nicht lesbisch, aber ich habe langsam das Gefühl, dass ganz viele Leute gewisse bi-Anteile in sich haben. Die Frage ist nur, ob man das auslebt. Wenn ich mich verknallt habe, waren das bisher Jungs, und trotzdem hab ich vor wenigen Monaten ne Frau kennen gelernt, die mich einfach von ihrer Persönlichkeit her so umgehauen hat, dass ich dachte "boa, warum stehst du eigentlich auf Männer, wenn es solche Frauen gibt?!". Also völlig ausschließen, mal ner Frau näher zu kommen kann ich auch nicht...

Autor:  Gregor [ Mi 19. Aug 2009, 11:58 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Was aus mir wurde...

@vancy:
Geh ich d'accord. Bi-Neigungen sind in sehr vielen angelegt. In unterschiedlich starker Ausprägung. Halt individuell unterschiedlich. Und ob das dann als Bisexualität ausgelebt wird, hängt von so vielen Faktoren ab... Es müssen sich ja erstma zwei "finden".

Schwul und Lesbisch sind auch nur Schubladen, die scheinbar von der Norm abweichendes Paarungs-/Sexualverhalten Schema-F-mässig einsortieren. Die Gesellschaft hätte es gern eindeutig und auf alle Zeit fix. Warum? Weil das berechenbar ist und inzwischen auch im Bezug auf die Geburtenrate Vorteile verspricht (Homo-Ehe, Kinderwunsch gleichgeschlechtlicher Partner).

Zitat:
Konsultiert man Massenmedien, so scheint der gesellschaftliche Konsens derzeit folgender: es gibt zwei natürliche Geschlechter, männlich und weiblich,
bei Intersexualität und Transsexualität handelt sich um Abweichungen, die der Behandlung bedürfen;
es gibt zwei Formen der Sexualität,
Heterosexualität und Homosexualität, andere Varianten (z.b. Bisexualität) sind nicht in der gleichen Weise "essentiell" wie diese beiden Formen.
Auffällig ist, dass ein Grossteil der Intersexuellen, Transsexuellen und Homosexuellen diese Auffassung zu teilen scheinen.
Andere Positionen haben kein öffentliches Forum und scheitern häufig daran, dass sie innerhalb der "anerkannten Wahrheit" unverständlich erscheinen.

(Anm.d.R.: das ist als Kritik am derzeitigen status quo zu verstehen.)

Aus: "Almost Homosexual" - Schwule Frauen/ Schwule Transgender von Uli Meyer


Transsexuell:
körperlich eindeutig dem männlichen oder weiblichen Geschlecht angehörend, sich jedoch als Angehöriger des anderen Geschlechts empfindend
und danach strebend, sich auch körperlich diesem Geschlecht so gut wie möglich anzunähern.
Intersexuell:
körperlich nicht eindeutig dem männlichen oder weiblichen Geschlecht angehörend, also ein Zwitter/Hermaphrodit.



@Jörg:
In Schwulenkreisen sind Bisexuelle selten gerngesehen. Deshalb interessiert mich, was denn der outcome der Unterredung im Magnus-Hirschfeld-Centrum war.

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